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Blaue Blumen

Saavedra, Carola.  Original: Flores Azuis. Übersetzung Maria Hummitsch. C.H. Beck München 2015. 222 S. € 18.95

Carola Saavedra war eine der Entdeckungen der Frankfurter Buchmesse 2013, als das Themenland Brasilien hieß.

Geboren in Chile, aufgewachsen in Brasilien, lebte sie in Madrid und Paris, studierte in Mainz. So sagte sie, dass sie erst hier in Deutschland zur portugiesischen Sprache ein Gefühl der Zugehörigkeit entwickelt habe, dass sie erst hier Heimat und Identität geworden sei. Ohne ihre Erfahrungen in Deutschland wäre sie vielleicht gar keine Schriftstellerin geworden.
In „Blaue Blumen“ schreibt eine gewisse A. Liebesbriefe an ihren Ex-Geliebten. Sie wiederholt den Prozess des Verlassenwerdens und schreibt herzzerreißend, was geschehen ist oder vielleicht doch nicht. Jedoch wohnt der Geliebte nicht mehr an der ihr bekannten Adresse, sondern ein ganz anderer Mann, frisch getrennt und im Trennungsschmerz sich auslebend: Marco liest die nicht an ihn gerichteten Briefe und vergisst darüber das wirkliche Leben, vergräbt sich in die Briefe und lebt in der Spannung auf den nächsten. Täglich wächst seine obsessive Faszination gegenüber der unbekannten Verfasserin. Diese Obsession beginnt eine immer zerstörerische, sein Leben vollkommen bestimmende Kraft zu entfalten, die zur Destabilisierung seines gesamten zwischenmenschlichen Beziehungsgeflechtes führt.
Schlussendlich bleibt offen: An wen sind die Briefe gerichtet, wer schrieb sie – oder ist alles nur Phantasie?

Anne Reyers