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Leseproben

Liebe Brasilieninteressierte, hier haben wir einige Leseproben aus unserem Magazin "BrasilienNachrichten" für Sie zusammengestellt. Viel Spaß beim Stöbern!

Einschüchterungen, Klagen, gestoppte Bücher

Harte Zeiten für Cartoons und Comics in Brasilien

Lea Hübner

Kritische Stimmen haben es schwer unter der Regierung des rechtsextremen Jair Bolsonaro. Das trifft auch brasilianische Comicschaffende und Karikaturisten.
Als der brasilianische Präsident und Pandemieleugner Jair Bolsonaro im Juni 2020 dazu aufrief, Krankenhäuser zu stürmen, die Covid-Patienten behandelten, erschien im Blog des Journalisten Ricardo Noblat „BlogdoNoblat“ eine Karikatur des Zeichners Renato Aroeira, die den Präsidenten mit Farbtopf und Pinsel in der Hand zeigt, der zuvor das Symbol für medizinische Hilfe, das Rote Kreuz, zum Hakenkreuz gemacht hat.

Moraes Moreira

8. Juli, 1947 – 13. April 2020

Josevaldo Santana de Jesus Junior, Salvador da Bahia, Übersetzung: Lea Hübner

“... Eu tenho medo do excesso
Que seja em qualquer sentido
Mas também do retrocesso
Que por aí escondido
As vezes é o que notamos
Passar o que já passamos
Jamais será esquecido”...

„Ich fürchte den Exzess
gleich welcher Art
so wie den Rückschritt
wie wir ihn manchmal wie nebenbei wahrnehmen
nämlich dass geschieht,
was schon einmal geschah
und niemals vergessen werden wird …“

Quarentena - Moraes Moreira, 2020

Pixação, Grafite und die „Schöne Stadt“

Paula Larruscahim, Paul Schweizer

Kämpfe um die Ästhetik São Paulos

Aktuelle Machtwechsel und politische Kämpfe in Brasilien spielen sich nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in der Stadtpolitik ab. In São Paulo wird die Ästhetik des öffentlichen Raums dabei einmal mehr zum bevorzugten Schauplatz politischer Konflikte. Seit den 1990er Jahren haben konkurrierende Stadtverwaltungen ihre politischen Profile an der Frage geschärft, wie ein „schönes São Paulo“ auszusehen habe. Doch neben Berufspolitiker*innen mischen sich Grafiteiros und Pixadores, die die „cidade cinza“ – die Graue Stadt – mit oder ohne Genehmigung mitgestalten, in die Debatte ein. Sie setzen sich über ästhetische Vereinheitlichung hinweg und tun ihre Meinung dort kund, wo nicht einmal die politischen Eliten der Wirtschaftsmetropole sie ignorieren können – auf den Hochhausfassaden der Innenstadt. Fotos: Fabio “Fotorua” Vieira, www.fotorua.com.br

„Der Karneval gehört uns“ - Straßenkarneval in São Paulo

Günther Schulz

Sonntags um die Mittagszeit im größten Park São Paulos, dem Ibirapuera-Park : Zehntausende, viele kostümiert bzw. zumindest mit einer karnevalesken Kopfbedeckung versehen, haben sich bei 35 Grad versammelt: Sie warten auf den Beginn des „Bloco“ „Bicho maluco beleza“ mit dessen Hauptakteur Alceu Valenca. Zum dritten Mal tritt der aus dem Nordosten stammende 71-jährige Musiker beim Straßenkarneval in São Paulo auf. Seine Lieder kennt jeder in Brasilien. Kaum erscheint er auf einem umgebauten LKW voller Lautsprecher und beginnt, singt die Menge mit.

Olga Benário, ein deutsch – brasilianisches Schicksal

Wolfgang Kunath, Rio de Janeiro

Nein, dieses Porträt gibt keine Umstürzlerin, keine Revolutionärin, keine Heldin wieder. Vor rabenschwarzem Hintergrund zeigt es eine junge, anmutige Frau in einer zart malvenfarbenen Bluse; wenn man ihren Augen einen Ausdruck zuschreiben will, dann sicher nicht Entschlossenheit, Zuversicht und Heldenmut – sondern Ungewissheit, Besorgnis, sogar Angst. Die Hände, fast zu groß, liegen, die rechte über der linken, schützend auf ihrem Bauch. Und der Maler hat seinen Namen nicht parallel zum Bildrand unten gesetzt, sondern schräg, der Lage des rechten Armes folgend. So als wollte er die schützende Geste der Hand unterstreichen.