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Der Krieg am Ende der Welt

Mario Vargas Llosa, Übersetzung Anneliese Botond, Suhrkamp. 1982. als Taschenbuch 9. Aufl. 1987. 14.00 €

Zugrundegerichtete Tagelöhner, entlaufene Sklaven, gewissenlose Halsabschneider strömen ins karge, trockene Hügelland von Bahia, einer rückständigen und bitterarmen Provinz im Nordosten Brasiliens.

Ein wundertätiger Wanderprediger namens Antônio Vicente Mendes Maciel genannt der Ratgeber beschwört das Ende der Welt und die Befreiung der Unterdrückten. Canudos – eine kleine Fazenda mitten im Nirgendwo – wird der Standort des Neuen Jerusalems, der Hoffnung. Die Großgrundbesitzer bangen um ihre Pfründe, abgehalfterte Monarchisten wittern Morgenluft, die Zentralgewalt der jungen Republik im fernen Rio fürchtet einen Komplott: Intrigen werden gesponnen und Soldaten in Marsch gesetzt. Drei militärische Aktionen gibt es, die vierte setzt der Hoffnung von Canudos ein Ende.  
Ein verirrter Anarchist aus Europa wähnt sich am Beginn einer proletarischen Revolution, und ein kurzsichtiger Schmierenjournalist von der Küste wird vom Sensationsreporter eines kurzen Feldzugs gegen Aufrührer zum Berichterstatter eines eskalierenden Bürgerkriegs, schließlich zum Augenzeugen eines apokalyptischen Schlachtens weitab aller Zivilisation und Zivilisiertheit.
Wer Vargas Llosa aus den frühen Romanen wie ‚Die Stadt und die Hunde’ oder ‚Das grüne Haus’ oder aus den humorvolleren Romanen wie ‚Der Hauptmann und sein Frauenbataillon’ und ‚Tante Julia und der Kunstschreiber’ kennt, findet hier ebenfalls eine Sprache, ausgezeichnet in Prägnanz und Eleganz. Vargas Llosas Vorlage für den Krieg am Ende der Welt ist Euclides da Cunhas epochemachendes Werk ‚Os Sertões’, welches vor einiger Zeit ebenfalls in den BrasilienNachrichten besprochen wurde.

Anne Reyers