Die Werkstatt der Wunder
Amado, Jorge, (port. Tenda dos Milagres) S. Fischer Frankfurt 2012, 431 Seiten, 24.99 Euro, 978-3-10-001544-9
Anlässlich des 100. Geburtstages von Jorge Amado erschien - kongenial neu übersetzt - „Die Werkstatt der Wunder“; vor dreißig Jahres gab es bereits eine deutsche Ausgabe mit dem Titel „Die Geheimnisse des Mulatten Pedro“ (bei Piper).
Im Mittelpunkt der Handlung steht der Mulatte Pedro Archanjo, dessen schmales Werk von einem US-amerikanischen Nobelpreisträger entdeckt wurde und der nun, 100 Jahre nach seinem Tod, geehrt werden soll. In Wahrheit war Pedro jedoch weder Akademiker noch war er weiß, sondern Pedell der medizinischen Fakultät. Autodidaktisch las er Fachbücher in vielen Sprachen, dachte über den Afrobrasilianismus nach, über die synkretistischen Religionen. Im Gegensatz zu seiner Zeit (den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts) begrüßte er die Rassenmischung und die Sinnlichkeit – und nicht nur die des Karnevals. Die Werkstatt der Wunder ist die Volksuniversität und Pedro ihr Rektor.
Man liest das Buch mit Vergnügen. Die Sprache ist so blumig, farbig, vielfältig (auf Portugiesisch wie zum Glück auch auf Deutsch), dass alle Figuren, alle Plätze, alle Handlungen plastisch hervortreten. Alle Farben Salvadors, Bahias, des Sertão sind hier vereint. Mit dem Buchtext im Kopf durch die Stadt schlendern, auf den Spuren von Pedro Archanjo, Rosa de Oxalá, Lídio Corro und den vielen anderen Menschen, die die Seiten bevölkern, das ist das wahre Glück.
Anne Reyers