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Nur noch ein Mal - Als Drogenkurierin im härtesten Frauengefängnis Brasiliens

Maren D. mit Kerstin Dombrowski, Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek. 2008. 314 S. € 8.95

Maren D. beschreibt schonungslos ihren Weg vom naiven Dummchen zum weiblichen Drogenkurier. Im Gefängnis entbindet sie und kann nach der Haft mit ihrem inzwischen dreijährigen Sohn nach Deutschland ausreisen.

5.000 Euro pro Tour – das hört sich lukrativ an, vor allem wenn man keinen Job hat oder Schulden. Bei Frauen als Drogenkurier konzentrieren sich die Dealer auf einen bestimmten Typ: volljährig, aber sehr jung, naiv und oft aus sozial schwachen Schichten kommend. Die Aussicht auf einen schnellen ertragreichen Job, verbunden mit einem Strandurlaub, üben eine gewisse Faszination aus. Manche erfahren nach dem spendierten Urlaub, warum sie eingeladen wurden, manche werden am Zoll vom Drogenfund in ihrem Gepäck überrascht. Bodypacker – wie Maren D. – tragen die Drogen am oder im Körper. In Brasilien, Venezuela und Costa Rica gibt es regelrechte Schulen zur Ausbildung von Körperschmugglern.
Die Aussicht auf schnelles Geld lässt oft die Konsequenzen bei einem Drogenfund am Körper oder im Gepäck vergessen. In Singapur droht die Todesstrafe, in der Türkei, in Venezuela oder Brasilien sind es lange Haftstrafen. Die Haftbedingungen und Zustände in den Gefängnissen sind so, wie sie auch in den hiesigen Medien geschildert werden: überbelegte Sammelzellen, katastrophale hygienische Zustände, Haftaufstände, ungenießbare Verpflegung und eine knallharte Hierarchie unter den Gefangenen. Ausländerinnen und Ausländer können oft die einheimische Sprache nicht und sind auf Übersetzer angewiesen und damit dem System noch mehr ausgeliefert.
Maren D. war alt genug, um die Auswirkungen von Drogen in der Gesellschaft zu kennen, und trotzdem ließ sie sich auf diese Reisen ein. Es wäre zu wünschen, dass sie daraus gelernt hat – nicht jede junge Frau, die Schulden hat, lässt sich als Drogenkurierin anwerben. Es ist anzunehmen, dass diejenigen, die dieses Problem betrifft, nicht unbedingt die Leserinnen dieses Buches sind.

Anne Reyers