Schulden – die ersten 5000 Jahre
Graeber, David. Klett-Cotta 2012/Goldmann TB 2014. € 12.99
Ist es eine moralische Verantwortung seine Geldschulden zurückzuzahlen? Wie der Titel ankündigt stellt David Graeber zum einen die Geschichte der (Geld-)Schuld dar, nutzt diese Geschichte allerdings auch um die Mechanismen des Zusammenhalts einer Gesellschaft zu diskutieren.
Bevor er sich der eigentlichen Historie zuwendet, widmet er sich klassischen Konzepten der Wirtschaftslehre, diskutiert sie und folgert, dass diese Konzepte häufig alle menschlichen Beziehungen auf ein Geldgeschäft reduzieren. Einer Abhandlung über die Herkunft des Geldes folgt die versprochene Geschichte der Schulden. Hierbei zeigt er, dass revolutionäre Bewegungen immer in Schuldenkrisen entstanden. Die Darstellung anhand von Beispielen aus der Menschheitsgeschichte sind hierbei manchmal schön und manchmal erschreckend, zeigen aber immer Graebers Profession als Ethnologe und erlauben einen Einblick in das Verhalten verschiedenster Gesellschaften in den letzten 5000 Jahren.
Schulden - die ersten 5000 Jahre ist ein brilliant recherchiertes Sachbuch, das zum einen aufgrund des aktuellen Themas und zum anderen durch seinen Blickwinkel lesenswert ist. Es ist jedoch auch ein Buch voller unbequemer Wahrheiten, das den Ursprung des Geldes in Verbrechen, Krieg und Sklaverei sieht. Wer keine Angst hat, sich auch mit der dunklen Seite der Menschheit zu beschäftigen, findet in diesem Buch viel Stoff zum Nachdenken.
Anne Reyers