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Wirtschaftsmacht Brasilien - Der grüne Riese erwacht

Busch Alexander, Hanser Verlag München2011. 24.90

Busch, er schreibt aus Brasilien für das Handelsblatt, die WirtschaftsWoche
und die Schweizer Zeitschrift Finanz und Wirtschaft, berichtet kenntnisreich
über die Möglichkeiten und Chancen Brasiliens.

Außenpolitisch möchte das
Land ein Schwergewicht werden, so intensiviert es in verschiedene Bündnisse
wie Mercosul oder die Südschiene nach Afrika. Innenpolitisch erreichte
es mit dem Plano Real eine wirtschaftliche Stabilität, was der Autor neidlos
anerkennt.
Weitere wichtige Faktoren auf dem Weg Brasiliens zu einer Wirtschaftsmacht
ist die Flexibilität brasilianischer Unternehmen sich auf veränderte
weltwirtschaftliche Lagen einzustellen. Dann auch die Agrar- und die Energiesituation:
Hier hebt Busch die ‚grüne’ Energie wie Wasserkraft, Wind und
Agrotreibstoffe hervor. Detailgetreu und faktenreich - mit einem sehr guten
ausführlichen Anhang - schildert Busch brasilianische und internationale Großund
Mittelstandsunternehmen, wie sie sich am Markt behaupten, neue Märkte
für sich entdecken und weiterentwickeln. Private und staatliche, in- und ausländische
Unternehmen arbeiten nach Busch vorbildlich zusammen, um die
Wirtschaftsmacht Brasilien zu stabilisieren und nach vorn zu bringen. Für ihn
ist das Amazonasgebiet noch ein Raum, der leer und weit und entwickelbar
ist: hier ‚entscheidet sich Brasiliens Zukunft als Weltmacht’.
Ein paar Wermutstropfen gibt es allerdings: die eingefahrene Politikerund
Beamtenkaste, wie auch die Großgrundbesitzer – aber nur die, welche
in der Politik unfl exibel agieren und am Althergebrachten, an ihren Privilegien
festhalten. Und dann sind da noch die NGOs, welche den Regenwald schützen
wollen, ihm mit ihrem Engagement aber mehr schaden.
Busch’s Sicht auf Brasilien ist das eines weißen Mittelstandsbürgers, der
die Welt außerhalb von Rio de Janeiro und São Paulo zur Kenntnis nimmt,
aber nicht wahrnimmt. Amazonien ist ein eigenes Kapitel gewidmet, aber nur
im Hinblick auf die Ressourcen, die dort schlummern. Die Menschen, deren
Lebensgrundlage mit der Gewinnung eben dieser Ressourcen vernichtet wird,
kommen allenfalls am Rande vor. Die Menschen, die Busch im Buch erwähnt,
sind nicht die Marginalisierten, sondern nur die, die vom wirtschaftlichen Aufschwung
profi tieren. Und für die ist dieses Buch und besonders auch für die
Europäer, die investieren möchten, geschrieben. Es ist gut geschrieben, liest
sich rasch und fl üssig und erst nach fast 150 Seiten merkt man, dass etwas
fehlt: dass bei all der Euphorie über die wundersame Entwicklung Brasiliens
es auch noch einen Umweltschutz gibt, dass der Regenwald der Rinderzucht
weicht. Doch wie formuliert es Busch positiv: ‚Inzwischen haben sich auch die
Fleischkonzerne darauf geeinigt, kein Leder, Fleisch oder sonstige Produkte
von abgeholzten Flächen zu beziehen. So schnell, direkt und effi zient kann der
Markt funktionieren .... das ist die Dynamik der Umweltpolitik von morgen.’
Insgesamt ist es ein lesenswertes Buch, besonders im Hinblick, was Brasilien
auch ist und vielleicht einmal für alle Bevölkerungsteile sein könnte.

Anne Reyers