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Eukalyptusmonokulturen vernichten Regenwald

In einer unveröffentlichten Entscheidung verurteilt die Bundesjustizbehörde der Stadt Eunápolis (Bundesstaat Bahia) das Unternehmen Veracel Zellulose und die staatlichen, wie auch bundesstaatlichen- Umweltbehörden CRA und Ibama für die Abholzung des Küstenregenwaldes.

Veracel Zellulose ist ein Joint Venture zweier der größten Zelluloseunternehmen weltweit, der schwedisch-finnischen Stora Enso Zellulose und der brasilianischen Aracruz Zellulose; Das Unternehmen besitzt insgesamt 205.000 Hektar im Süden von Bahia und produziert jährlich mehr als 1 Million Tonnen Zellulose für den Export.
Auf Anordnung der Bundesstaatsanwaltschaft muss Veracel alle Gebiete, für die es Lizenzen zur Eukalyptusbepflanzung zwischen 1993 und 1996 im Süden des Bundesstaates Bahia erhalten hat, mit der ursprünglichen Vegetation wieder aufforsten, das bedeutet eine Renaturierung von 96.000 ha Küstenregenwaldes. Der Küstenregenwald weist eine der größten Biodiversitäten weltweit auf und ist zugleich eine der weltweit bedrohtesten Regionen. Veracel wurde auch dazu verurteilt, eine Strafe von 20 Millionen Reais zu zahlen, die das Abholzen des Regenwaldes mit Traktoren und Kettenfahrzeugen zwischen 1993 bis 1996 betrifft. Ibama und CRA wurden wegen unrechtmäßiger Genehmigungserteilung bei der Errichtung von Eukalyptuspflanzungen verurteilt.
Für Padre José Koopmans aus Teixeira de Freitas (Bundesstaat Bahia), der den Implementierungsprozess des Unternehmens Veracel im Süden Bahias von Anfang an verfolgte, war das Urteil ein großer Erfolg. „15 Jahre nachdem wir die ersten Anzeigen gegen Veracel machten, sehen wir nun erste Resultate. Man bestätigte uns damit, dass die Errichtung der Pflanzungen ohne ausreichende Studien illegal war“, sagt Padre José Koopmans. Er unterstreicht, dass die lange Zeit der Eukalyptusmonokulturen zu einem „Verfall“ in der Region führte. „Neben der totalen Zerstörung der Fauna und Flora kam es zu zahlreichen
sozioökonomischen Auswirkungen. Die Bevölkerung wurde mit falschen Versprechungen für neue Arbeitsplätze von ihrem Land vertrieben. Was wir heute sehen, ist ein Anstieg von Gewalt und Arbeitslosigkeit, ein Fehlen der Basisstrukturen in den Bereichen Gesundheit und Bildung, besonders in jenen Gemeinden, wo die Eukalyptusmonokultur Einzug hielt”, hebt Padre Koopmans hervor.
Am meisten empörten sich die umweltökologischen Foren im Süden Bahias (bestehend aus NGO´s, sozialen Bewegungen, Forschern und Studenten) über die einfache und leichte Art und Weise, mit der sich das Unternehmen in der Region etablieren konnte. Auch ohne die Existenz notwendiger Studien fahren die staatlichen und bundesstaatlichen Umweltbehörden (CRA und Ibama) mit der Vergabe der Lizenzen bis heute fort. „Diese Unternehmen konnten immer mit der Hilfe des Staates rechnen, der weiterhin eine Lizenzvergabe für die Eukalyptusplantagen erteilt, auch wenn er zugeben muss, dass er die notwendigen technischen Voraussetzungen nicht hat, um Projekte dieses Umfangs zu begleiten bzw. zu überprüfen, und auch weiß, dass sich Veracel nicht an die vereinbarten Auflagen zum Fortführen der Projekte hält“, erklärte Ivonete Gonçalves, die Koordinatorin des Studienzentrums für Entwicklung des Südens von der Organisation Cepedes.

Die Ausbreitung der Monokulturen

Mit der Absicht Veracels seine Unternehmungen in der Region mit der Gründung von Veracel 2 zu verdoppeln, gewinnt die Frage der Umweltlizenzvergabe eine zentrale Bedeutung. Die Behörden respektieren das Gesetz nicht, unter dem Einfluss der ökonomischen Macht werden Lizenzen, ohne weitere notwendige ökologische und ökonomische Studien, vergeben.
Die Untersuchung dieser von Vorteilsnahme geprägten Beziehung - zwischen den Behörden und dem Zelluloseunternehmen - sind Inhalt eines Untersuchungsausschusses, den die Staatsanwaltschaft Eunápolis im Juni 2008 einsetzte. Dieser beschäftigt sich mit der Unterlassung der notwendigen Untersuchungen, die zur Implementierung der Projekte in Bezug auf die Eukalyptusmonokulturen in der Region führten(und zwar durch den Bundesstaat Bahia wie auch durch die staatlichen Umweltbehörden).
„Wir begleiten die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft, die uns bestätigen, was wir schon vermuteten: Veracel entwickelte eine eigene Form der Konsolidierung seiner Unternehmungen mit Hilfe des Staates, sodass sich mit dem Einfluss der Beamten Produktion und Gewinn Veracels steigerten“, so Ivonete Gonçalves von Cepedes.

Luciana Silvestre, Aktivistin der Landlosenbewegung MST, Eunápolis
Übersetzung: Martin Valent, Bearbeitung: Anne Reyers