Leseproben
Liebe Brasilieninteressierte, hier haben wir einige Leseproben aus unserem Magazin "BrasilienNachrichten" für Sie zusammengestellt. Viel Spaß beim Stöbern!
„Wer in den Regen rausgeht, weiß, dass er nass wird“
Pe. Júlio Lancellotti ist seit fast 30 Jahren der Leiter der Obdachlosenpastoral der katholischen Kirche in São Paulo. „Padre“ (also Pater, abgekürzt Pe.) bedeutet allerdings nicht, dass er einem Orden angehört, sondern ist eine einfache Anrede – er wurde Diözesanpriester, nach einigen Umwegen und anderen Ausbildungen, darunter auch Krankenpflege. Obwohl er natürlich mit einem großen Team und vielen Unterstützer*innen arbeitet, ist er das „Gesicht“ dieser Pastoral geworden – Obdachlose selber haben ja selten ein Gesicht.
Die Befreiungstheologie verliert eine weitere wichtige Stimme
Günther Schulz
Erstmals trafen wir uns im Jahr 1982 in São Félix do Araguaia. Ich lernte einen Menschen kennen, der nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis das Anliegen der Befreiungstheologie umsetzte und zu einer der wichtigsten Stimmen dieser theologischen Denkrichtung wurde.
Make Brazil great again?
Corona-Krise, dramatisch steigende Staatsverschuldung und jetzt auch noch der Verlust des Vorbilds Donald Trump. Droht Jair Messias Bolsonaro nun etwa ein dunkler politischer Winter?
Das Jahr 2020 wird Jair Messias Bolsonaro sicherlich nicht als besonders gutes in Erinnerung bleiben. Noch weniger die vergangene Woche. (Ich schreibe dies am Tag nach der Wahl von Joe Biden zum neuen US-Präsidenten und wenige Tage, nachdem die Staatsanwaltschaft von Rio de Janeiro eine Anklageschrift gegen Bolsonaros Sohn Flávio an das zuständige Gericht weitergereicht hat.
Hilfspakete statt Grundstücksbesetzungen
Monika Ottermann, São Paulo
Der zentrale Punkt unserer Jahresplanung 2020 stand schon lange fest: eine neue Welle von Grundstücksbesetzungen! Die Wohnungslosenbewegung MTST (Movimento dos Trabalhadores Sem Teto – Bewegung der Arbeitenden ohne Dach über dem Kopf) ist in 13 Bundesstaaten aktiv, und in sechs liefen seit Januar die Vorbereitungen für dieses unser „Kerngeschäft“.
Brasilien rast ins Corona-Chaos
Es sei doch ganz klar, schnaubt Osmar Priante. „Die Corona-Zahlen sind gefälscht.“ Wer dahinter stecke? „Eine globale linke Vereinigung.“ Priante ist 47, selbsterklärter Patriot und so etwas wie ein rechter Influencer. Es ist ein sonniger Sonntagvormittag in der Megametropole São Paulo. Auf der Bankenmeile Avenida Paulista hat sich ein Dutzend Menschen im Schatten eines Hochhauses versammelt. Brasilien-Fahnen schwenken durch die Luft, Vuvuzelas tröten, eine Maske trägt kaum jemand.