Leseproben
Liebe Brasilieninteressierte, hier haben wir einige Leseproben aus unserem Magazin "BrasilienNachrichten" für Sie zusammengestellt. Viel Spaß beim Stöbern!
Die Handlanger der Agrarindustrie
Bis zum Auftauchen von Jair Bolsonaro hieß der Schrecken des überwiegenden Teils der brasilianischen Linken, aber auch derjenigen, die sich in der Mitte verorten, aus gutem Grund Geraldo Alckmin. Er versprach, eine der empfindlichsten Gegenden des Amazonasgebietes in eine „Baustelle“ zu verwandeln. Für ihn ist die Agrarindustrie einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren, der zahlreiche Arbeitsplätze schafft.
Quo vadis Brasilien?
Ein Rechtspopulist an der Regierung. Brasiliens Linke bangt um Demokratie und Menschenrechte.
Brasilien nach der Wahl: Der Alltag ist unverändert, kaum etwas erinnert daran, dass am letzten Oktoberwochenende ein erklärter Rechtsextremist zum Präsidenten gewählt wurde. „Nun sind schon mehrere Wochen seit der Wahl vergangen und unser Land hat sich nicht in eine Diktatur verwandelt“, ironisiert der landesweit bekannte Radiokommentator Ricardo Boechat.
Brasiliens Wirtschaft nach zweijähriger Präsidentschaft Temers
Seit Mai 2016 hat sich Michel Temer durch das Impeachment von Dilma Rousseff zuerst kommissarisch, seit September 2016 die Präsidentschaft des Landes voll erschlichen. Seine zweijährige Präsidentschaft zeichnet sich wirtschaftspolitisch vor allem durch zwei Elemente aus: Zunächst durch eine rigorose Sparpolitik durch die Begrenzung der Staatsausgaben für 20 Jahre, wodurch Sozialleistungen wie Bolsa Familia und Minha Casa – Minha Vida wie auch notwendige Infrastrukturinvestitionen zurückgefahren werden, und der Versuch einer Rentenreform, die zu viele Einzelinteressen betraf, als dass sie im Parlament mehrheitsfähig gewesen wäre. Daneben sollte durch die neoliberale Liberalisierung des Arbeitsmarktes und durch die starke Senkung des Zentralbankzinses Selic die Wirtschaft angekurbelt werden. Dies führte erst einmal 2017 zu einem leichten wirtschaftlichen Wachstum und zu einer Senkung der Inflationsrate bei gleichzeitiger hoher Arbeitslosigkeit.
Wie der Hunger zurückkehrt
Eindrücke bei einer Reise nach Brasilien
Gaby Küppers
„Fome Zero “ – Null Hunger in Brasilien. Das Ziel gab es einmal. Festgeschrieben und mit konkreten Maßnahmen auf den Weg gebracht wurde es ab 2003 unter der Präsidentschaft Lulas. Zunächst erfolgreich. Doch was für die einen das Ende der leeren Mägen bedeutet, heißt für andere Schmälerung von Gewinn. Seit einigen Jahren arbeiten die Agroindustrie und deren Steigbügelhalter*innen daran, das Rad wieder zurückzudrehen. Seitdem Michel Temer auf dem Präsidentensessel sitzt, gibt es, so scheint es, kein Halten mehr. Wie brutal es dabei zugeht und wie dabei rücksichtslos Existenzen zerstört werden, zeigt sich bei einer Begegnung während einer Delegationsreise in den Süden Brasiliens, nach Paraná.
Kämpferisch, unerschrocken, unbequem!
Pedro Casaldáliga zum 90.Geburtstag
Günther Schulz
„Sie werden mich subversiv nennen und ich werde antworten: Genau das bin ich. Ich lebe für den Kampf meines Volkes, mit meinem Volk schreite ich voran. Ich habe den Glauben eines Guerilleros und liebe die Revolution.“ „Alles ist relativ, außer Gott und dem Hunger.“ „Es wird keinen Frieden auf der Erde geben, es wird keine Demokratie geben, die diesen Namen verdient, solange es keine Vergesellschaftung des Bodens, des Gesundheits- und des Erziehungswesens gibt.“
(Pedro Casaldáliga, 1978)
Als am 16. Februar 1928 in dem kleinen Dorf Balsareny bei Barcelona Pedro Casaldáliga geboren wurde, dachte niemand, dass hier gerade einer der größten lateinamerikanischen Befreiungsatheologen das Licht der Welt erblickte. Bereits sehr früh war indes für Pedro klar, dass er sein Leben spirituell gestalten möchte. Er trat 1943 dem Clarentiner-Orden bei, ließ sich am 31. Mai 1952 zum Priester weihen und erhielt mit der Bischofsweihe am 23. Oktober 1971 die Ernennung zum Bischof von São Félix do Araguaia. Hier, an diesem abgelegenen Ort im Bundesstaat Mato Grosso, bis heute auf dem Landweg nur mühsam erreichbar, übte er bis 2005 sein Bischofsamt aus, bis heute lebt er dort.