Leseproben
Liebe Brasilieninteressierte, hier haben wir einige Leseproben aus unserem Magazin "BrasilienNachrichten" für Sie zusammengestellt. Viel Spaß beim Stöbern!
Brasilien vor den Wahlen - stramm nach rechts?
Brasilien ist ein föderativer Bundesstaat (26 Einzelstaaten und der Bundesdistrikt Brasília) mit einem Zweikammersystem (Kongress und Senat) und einem vom Volk direkt gewählten Präsidenten. Dieser wird alle vier Jahre gewählt. 2018 finden diese Wahlen am 7. Oktober (erster Wahlgang) und am 28.Oktober (zweiter Wahlgang) statt. Wahlberechtigt sind in Brasilien alle Personen ab 16 Jahren, es besteht vom 18. bis zum 70. Lebensjahr Wahlpflicht. Die Parteienlandschaft Brasilien ist vielfältig. Im Wahljahr 2018 gibt es 32 registrierte Parteien, fast 80 Parteien warten auf ihre Anerkennung durch den Obersten Gerichtshof. Es gibt keine Sperrklausel. Dies führt dazu, dass im Kongress derzeit 25 Parteien vertreten sind, davon bilden acht Parteien die Regierung.
Unerschrocken gegen den alltäglichen Missbrauch
Seit vielen Jahren haben wir von der brasilieninitiative freiburg e.V. einen regelmässigen Austausch mit Henriqueta Cavalcante in Belém (s. BN Nr. 153). Sie engagiert sich trotz Morddrohungen gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Über ihre Arbeit bei der Comissão Justiça e Paz (Kommission Recht und Frieden der Nationalen Bischofskonferenz von Brasilien), schreibt sie: „Wir strengen uns besonders an, um einen Fortschritt bei Anzeigen von sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und Menschenhandel zu erreichen: Wir pochen darauf, dass sich die Politik aktiv für die Menschenrechte einsetzt. Dies ist vor allem aufgrund der Tatsache wichtig, dass wir in einem Bundesstaat leben, der mit zahllosen Gewaltfällen gezeichnet ist. Wir gehen den Anzeigen von sexueller Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen in den Gemeinden an den Flussufern nach, die keine andere Wahl haben, als sich sexuell ausbeuten zu lassen, um überhaupt überleben zu können.
Mit allen Tricks die Macht gesichert
„Unsere Politiker waren immer korrupt. Die Wahlen kosten viel Geld. Und die Unternehmen sind ebenfalls schon traditionell korrupt.“
„Die weiße Elite herrscht über Brasilien. Ein Teil befindet sich im Gefängnis, der andere Teil hat weiterhin das Sagen.“
Cláudio Lembo, Ex-Gouverneur von São Paulo, Folha de São Paulo,20.10.217.
Präsident Temer trotzt den Korruptionsvorwürfen, führt die Sparpolitik fort und bringt Brasilien an den Rand des Abgrunds
Überraschend war es nicht: Brasiliens Präsident Michel Temer ist Ende Oktober zum zweiten Mal einem Korruptionsprozess entgangen. Das Parlament stimmte mit 251 zu 233 Stimmen gegen die Aufhebung seiner Immunität.
Wohnen in São Paulo - Einblicke in verschiedene Welten
In Paraisópolis, der zweitgrößten Favela São Paulos, wohnen fast 100.000 Personen. In unmittelbarer Nähe steht das schicke Stadtviertel Morumbi.
Es ist wie in einem Labyrinth. Wer Paraisópolis nicht kennt, ist verloren, sobald er eine der Hauptstraßen verlässt, welche die Favela in São Paulo durchqueren. Hernandes dos Santos Rodrigues kennt den Weg. Seit seinem zwölften Lebensjahr lebt er hier im wabenartigen Dickicht der Ziegelhäuser. Es geht durch enge Gässchen, über Treppen und Rampen immer weiter in die Favela hinein.
Das Arbeits- und Renten„reform“projekt und der Generalstreik in Brasilien
Die letzten Monate in Brasilien waren von politischen Turbulenzen geprägt. Neben ständig neuen Enthüllungen im Korruptionsskandal, die auch den Staatspräsidenten Michel Temer selbst betreffen, sorgen besonders zwei „Reformen“ für größere Unruhe: Es sind die Arbeits- und Rentenreform. Dagegen formierte sich massiver Widerstand, der Ende April zum größten Streik seit 21 Jahren führte. Trotzdem wurde wenige Tage später, am 3. Mai, die Rentenreform von der Kommission des Abgeordnetenhauses, in der 37 Abgeordnete vertreten sind, mit 23 Stimmen beschlossen.