Die politische Krise, die sich seit den Demonstrationen 2013/2014 ankündigte und durch den Skandal um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras verstärkte, hat sich im Laufe dieses Jahres auch zu einer wirtschaftlichen Krise entwickelt. Trotz ihres Wahlsieges im November 2014 ist der Bestand der Regierungskoalition keineswegs gesichert. Und in dieser Gemengelage gibt es zunehmend Kräfte, die auf eine Amtsenthebung (Impeachment) der Präsidentin Dilma Rousseff setzen.
Leseproben
Liebe Brasilieninteressierte, hier haben wir einige Leseproben aus unserem Magazin "BrasilienNachrichten" für Sie zusammengestellt. Viel Spaß beim Stöbern!
Alternatives Wirtschaften Modell für die Zukunft
Anfang September fand in Berlin erneut ein Kongress über Solidarische Ökonomie statt, SOLIKON genannt. Im Vorfeld gab es ein Wandelwochenprogramm. Dies umfasste verschiedene Touren zu über 50 Beispielen Solidarischer Ökonomie und verwandter Ansätze. Auch SOLIKON-Gäste aus Brasilien machten sich gleich nach ihrer Ankunft zu einer Wandelwochentour auf. Hierbei fiel Rosangela Alves de Oliveira, Soziologieprofessorin in Rio Grande do Norte, auf, dass gegenüber früher der Organisationsprozess in Deutschland stagniere.
Olympiade 2016 Ohne Vertreibung geht es nicht
Nein, mit Aschenbechern schmeißt Bürgermeister Eduardo Paes nicht mehr um sich, versichert Roberto Ainbinder feixend, der Chef der Olympia-Bauten von Rio de Janeiro. Jeder, der mit der Lokalpolitik am Zuckerhut etwas vertraut ist, kennt die Geschichten von Paes‘ Wutausbrüchen, wenn’s ihm zu lange dauert oder etwas nicht klappt – und dass da schon mal Heftmaschine und Aschenbecher geflogen sind. Ainbinder hat ein harmloseres Problem mit dem Chef: Dessen Anrufe. „Ich frag‘ mich, wann der schläft“, sagt der Chefarchitekt, „er meldet sich nachts um eins genauso wie morgens um fünf, und immer muss man so tun, als ob man hellwach sei.“
Brasilien in der Krise - Die politischen und wirtschaftlichen Perspektiven trüben sich ein
Die Olympischen Spiele in den Augen eines Strandtuch-Verkäufers
„Es gibt ja Sportarten“, sagt Amaro de Lira mit spöttischem Unterton, „von denen wir gar nicht gewusst haben, dass es sie gibt!“. Der 61jährige gehört sozusagen zum lebenden Inventar von Copacabana, weil er dort seit vierzig Jahren als Straßenhändler tätig ist. Seine Ironie zielt auf ein grundsätzliches Problem, dass die Brasilianer mit den Olympischen Spielen haben: Sie interessieren sich einfach nicht groß dafür. Sie haben jetzt, kurz vor Beginn der Spiele in Rio de Janeiro, ganz andere Sorgen.
Krise des politischen Systems
Am 17. April fand im brasilianischen Abgeordnetenhaus die Abstimmung über das Amtsenthebungsverfahren (Impeachment) gegen die Präsidentin Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei PT (Partido dos Trabalhadores) statt. Das Für und Wider des Impeachment beherrschte seit Monaten die politischen Debatten des Landes, mobilisierte wiederholt Massen zu Demonstrationen und sorgte zuletzt für ein vergiftetes Klima.